Umschalten – von heute auf morgen

Obwohl das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen ursprünglich zur Unterbringung von Kriegswaisen gebaut wurde, ist es seit Jahrzehnten nicht mehr zu diesem Zweck genutzt worden. Nun hat sich das Team innerhalb weniger Tage auf die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine vorbereitet und diese erfolgreich umgesetzt.

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Ein ukrainischer Junge mit seinem Grossvater im Kinderdorf in Trogen. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Nachdem die Geschäftsleitung und der Stiftungsrat der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi (SKP) am 28. Februar 2022 gemeinsam beschlossen hatten geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer aufzunehmen, kam der erste Gast am 4. März im Kinderdorf an. In der Zwischenzeit hat sich das Dorf gefüllt und zwischen 150 und 200 Personen aus der Ukraine haben hier ein Zuhause auf Zeit gefunden. Sie erhalten hier nicht nur eine sichere Unterkunft, Verpflegung und die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, ihnen wird auch ein abwechslungsreiches Tagesprogramm geboten, damit im Alltag eine Struktur bestehen bleibt.

Zwischen Kids Club und Registrierungsprozess

Währenddem die Kinder zwischen 9 und 11 Uhr im Kids Club von Mitarbeitenden der SKP betreut werden, finden ihre Bezugspersonen etwas Zeit für sich. In einem der neun Häuser wurde ein Community Center eingerichtet, wo sich die Ukrainerinnen und Ukrainer häuserübergreifend treffen und austauschen können. Um ein einwandfreies Zusammenleben und den Informationsaustausch zu gewährleisten, wurde die General Assembly ins Leben gerufen, an der täglich eine verantwortliche Person pro Haus teilnimmt. Hier wird sichergestellt, dass die Informationen seitens SKP alle ukrainischen Bewohnenden erreichen. Andererseits können auch Anliegen der Gäste gezielt an die Task-Force herangetragen werden. Zusätzlich bekommen die Bewohnenden die Möglichkeit ihren Alltag mit ihnen bekannten Aktivitäten wie beispielsweise Yogastunden oder Schachturnieren zu strukturieren.

Kurzerhand wurde auch eine in drei Sprachen verfügbare Webseite aufgebaut. Dort können die Bewohnenden allerlei Informationen zu ihrem Aufenthalt im Kinderdorf finden – vom Wochenprogramm, über die medizinische Versorgung, bis hin zur Registrierung für den Schutzstatus S. Hierbei sind Mitarbeitende der SKP eine grosse Stütze. Sie koordinieren den Registrierungsprozess und begleiten die Bewohnenden gruppenweise ins zuständige Bundesasylzentrum.

Solidarität und Kooperationsbereitschaft von allen Seiten

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist dankbar über die grosse Solidarität und Unterstützung aus der gesamten Schweiz. Nebst finanzieller Unterstützung wurden zahlreiche Sachspenden abgegeben. Die Zusammenarbeit mit medizinischen und psychologischen Experten funktioniert reibungslos und durch eine einmalige schweizweite Lösung dürfen geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer den Schweizer öV bis Ende Mai kostenlos nutzen. Dank diesem solidarischen Netzwerk aus Privatpersonen, Behörden und Organisationen können wir alle diese Dienstleistungen für die Menschen aus der Ukraine anbieten.

Wie weiter?

Die geplanten Projekte im Kinderdorf Pestalozzi wurden vorerst für März bis Mai abgesagt. Wie es danach weitergeht und wie die Austauschprojekte parallel zur Betreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer wieder aufgenommen werden können, entscheidet die Task-Force in diesen Tagen. Währenddessen hat die Stiftung ihre Arbeit in den bestehenden Projekten in der Grenzregion, insbesondere Moldawien, intensiviert. Auch dort wird Geflüchteten Unterstützung in Form von Unterkünften und Materialspenden geboten.