Freiwillige gesucht

Wie das Coronavirus unsere Arbeit in Äthiopien beeinflusst 11.11.2020 - 13:51 | Veronica Gmünder

Das Bildungsministerium von Äthiopien hat Freiwillige zur Erbringung von Lehrdiensten für Schülerinnen und Schüler gesucht. Diese sollen den Mangel an Lehrpersonen während der Wiedereröffnung der Schulen überbrücken. Der Bildungsminister hat sich selbst freiwillig bereit erklärt, 45 Tage lang Physik zu unterrichten.

Einige Schulen, darunter unsere Projektschulen in der Afar-Region, haben sporadisch wieder mit dem Unterricht begonnen. Die Regierung hat noch nicht für alle Schulen die erforderlichen Materialien bereitgestellt. Jedoch wurde auch ohne staatliche Unterstützung mit dem Unterricht begonnen. Die Schülerinnen und Schüler tragen Masken, die sie selber organisiert haben.

Bis zum 25. Oktober ist die Gesamtzahl an COVID-19-Infizierten auf 937 070 gestiegen; getestet wurden 1 449 170 ÄthiopierInnen. Während rund 48 200 Personen genesen sind, wurden 1437 als tot gemeldet. Hinzu kommt eine der schlimmsten Wüstenheuschreckeninvasion seit 25 Jahren. Es wird erwartet, dass die landwirtschaftlichen Erträge enorm zurückgehen werden. Die Auswirkungen sind bereits mit höherer Inflation und höheren Lebenshaltungskosten spürbar. «Neben allen bestehenden Problemen gefährdet diese Plage so zusätzlich das Leben von Kindern», befürchtet Mehret Tesfay, Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi.

28.07.20

Kontakt mit Äthiopien wieder möglich

Die gegenwärtigen politischen Unruhen in Äthiopien nehmen allmählich ab. Das Internet funktioniert wieder. Doch die Lage in Äthiopien ist immer noch angespannt.

Der Mord an einer jungen Sängerin führte zu grossen Unruhen in Äthiopien. Daraufhin reagierte die Regierung mit einem Unterbruch der Internetverbindung. Allmählich hat sich die Lage beruhigt. Seit wenigen Tagen funktioniert die Internetverbindung in den meisten Teilen des Landes wieder. Einige Oppositionsführende wurden jedoch inhaftiert.

Internationale Konflikte wegen des Staudamms

Gegen den Willen des Sudans und Ägypten hat Ende Juli die Befüllung des Staudamms begonnen. Der grosse äthiopische Renaissance-Staudamm ist ein Talsperrenprojekt, das sich noch in der Bauphase befindet. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2022 vorgesehen. Ziel ist es, die Verfügbarkeit von Elektrizität im Stromnetz in Äthiopien zu stabilisieren. Das Projekt löst internationale Konflikte aus, da der Nil nicht nur die Lebensader von Äthiopien, sondern auch des Sudans und vor allem von Ägypten ist.

Schulabschluss nicht für alle sicher

In der grössten und ältesten Universität von Addis Abeba haben rund 5600 Studierende des zweiten und dritten Studiengangs ihr Studium virtuell abgeschlossen. Die Studierenden im ersten Studienjahr müssen das versäumte Semester kompensieren. Die Grund- und Oberstufenschulkinder lernen weiterhin von zu Hause aus. Es ist noch nicht bekannt, wann die Kinder der 8. und 12. Klasse die nationale Prüfung ablegen können.

14.07.2020

Nicht mehr erreichbar

Die Kommunikation mit unserem Projektpartner in Äthiopien ist unterbrochen. Die Regierung hat das Internet ausgeschaltet. Grund dafür ist der Tod einer jungen Musikerin.

In Äthiopien wurde das Internet abgeschaltet. Sämtliche Verbindungen innerhalb des Landes aber auch ins Ausland sind seit dem 30. Juni nicht mehr möglich. Grund dafür ist der Tod einer Sängerin, wie aus einer Pressemitteilung zu entnehmen ist. Die junge Musikerin wurde erschossen, was zu grosser Aufruhr auf den Strassen führte. Um die Demonstrationen einzudämmen, antwortete die Regierung mit der Stilllegung des Internets. Seither können wir keinen Kontakt zu unserer Partnerorganisation vor Ort aufbauen. Abklärungen sind im Gange.

07.07.2020

Wahlen und Abschlüsse verschoben

Aufgrund der Pandemie hat die Regierung die anstehenden Wahlen verschoben. Auch Abschlüsse lassen teils auf sich warten. Dies löst Unmut in der Bevölkerung aus.

Die Regierung hat beschlossen, dass die Parlamentswahlen bis auf Weiteres verschoben werden. Sie sollen ein Jahr nach dem vollständigen Wegfall von COVID-19 durchgeführt werden. Dies führt zu Unmut in der Bevölkerung. Einige sprechen sogar von Verschleppung des Wahlprozesses. Trotz der Unstimmigkeiten im Wahlprozess setzt der Premierminister sein alltägliches Business fort. Sein Ziel: bis im Juli grosse Landesteile aufforsten. Trotz Pandemie hat Äthiopien deshalb begonnen, fünf Milliarden Bäume zu pflanzen.

Das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung kündigte an, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler ihre Aus- oder Weiterbildung abschliessen können. Studierende mit einem bereits abgeschlossenen Studium können noch in diesem Jahr ihren Abschluss machen. Berufsschülerinnen und -schüler sowie Studierende im Grundstudium müssen ihren Abschluss verschieben.

26.05.2020

Bevölkerung wird informiert

Der muslimische Aid-Feiertag wurde in Äthiopien in den Haushalten gefeiert. Dort fanden private Zeremonien statt. Diese Massnahme wurde getroffen, da die Zahl der Infizierten weiter zunimmt.

Die am stärksten gefährdeten Unterstädte und spezifischen Gebiete von Addis Abeba werden streng kontrolliert und von jeglicher Kommunikation mit den anderen Stadtteilen abgeschottet. Auch die Arbeit in den Projekten läuft unter speziellen Vorkehrungen. «Alle Projektmitarbeitenden schaffen in enger Zusammenarbeit mit den Nothilfeeinsatzkräften ihrer jeweiligen Region», berichtet Länderverantwortliche Mehret Tesfay. Damit wollte man ein Bewusstsein für Prävention von COVID-19 schaffen. Da der Zugang zu Radio und Fernsehen fehlt, werden Arbeitsblätter verteilt. So wird eine Information der Bevölkerung gewährleistet.

19.05.2020

Prävention bleibt elementar

In Äthiopien bleibt die Situation angespannt. Tausende Arbeitsmigranten sind ins Land zurückgekehrt und täglich steigt die Zahl der Infizierten. Nächste Woche wird ein Entscheid des Bundeshauses über die endgültige Schliessung erwartet.

Wie viele andere Länder verzeichnet auch Äthiopien eine Zunahme von geschlechtsspezifischer häuslicher Gewalt. «Nicht nur in den Hauptstädten, sondern auch in den Regionen», sagt Mehret Tesfay, Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Neben der Anpassung der Projektaktivitäten spiele die Corona-Prävention bei allen Projektpartnern eine wichtige Rolle. «Alle Projektmitarbeitenden versuchen in Zusammenarbeit mit den Nothilfeeinsatzkräften ihrer jeweiligen Region ein Bewusstsein für die Prävention von COVID-19 zu schaffen.» So werden beispielsweise Arbeitsblätter vorbereitet und an Schülerinnen und Schüler der Projekte verteilt, die keinen Zugang zu Radio oder Fernsehen haben. «Einige unserer lokalen Partner habe auch Comic-Bücher entworfen, um das Bewusstsein der Kinder zur Prävention von COVID-19 zu schärfen», so Mehret Tesfay.

12.05.2020

Verdoppelung innert Wochenfrist

In Äthiopien sind die Fallzahlen innerhalb einer Woche auf 250 angestiegen. Zudem zeichnet sich ab, dass die Infizierten nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus den Gemeinschaften kommen.

«Dies zeigt, dass sich die Krankheit ausbreitet, während sie viele Menschen immer noch nicht ernst nehmen», sagt Mehret Tesfay, Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. In den Grossstädten frustriere der Mangel an Transportmitteln die Menschen. «Im Hinblick auf die verschobenen Wahlen wird Covid-19 zu einem grossen Streitpunkt werden», prognostiziert Mehret Tesfay.

Zivilgesellschaftliche Organisationen im Land haben aus freiwilligen Spenden vom Gehalt ihrer Mitarbeitenden 3,27 Millionen äthiopische Birr (rund 97000 Franken) gesammelt. Das Geld kommt der nationalen Nothilfe-Taskforce zugute, welche die COVID-19 Prävention koordiniert.

05.05.2020

Äthiopien stockt Testlabors auf

Das ostafrikanische Land verfügt in den wichtigsten Städten des Landes über 20 Labors. Diese ermöglichen es, 4000 Personen pro Tag zu testen.

Laut aktuellen Berichten des Gesundheitsministeriums zählt das Land 135 Infizierte. Die Mehrzahl der Betroffenen stammt aus der Landeshauptstadt Addis Abeba. Inzwischen seien aber in fast allen Regionen des Landes infizierte Personen identifiziert worden; auch in abgelegenen Kleinstädten. «Dies macht die Situation sehr ernst und riskant», sagt Mehret Tesfay, Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Die von der Regierung erklärte Notstandsregelung ist nach wie vor gültig. IWF und Weltbank haben Äthiopien eine Budgethilfe in dreistelliger Millionenhöhe zur Unterstützung bei der Verhinderung der Pandemie zugesagt.

Das Bildungsministerium hat Bildungsformate organisiert, die periodisch im Fernsehen oder im Radio ausgestrahlt werden. «Davon profitieren natürlich nur jene, die Zugang zu entsprechenden Geräten haben», sagt Mehret Tesfay. An den Projektschulen der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi sei dies bei praktisch niemandem der Fall. Dort setzt man deshalb als beste verfügbare Option darauf, Arbeitsblätter zu erstellen. «Auf diesen können Schülerinnen und Schüler das üben, was sie aus den wenigen verfügbaren Lehrbüchern gelernt haben.» Eine andere Option, die einige Schulen in Addis Abeba anwendeten, um die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonen herzustellen, sei aufgrund der Nichtverfügbarkeit von Mobiltelefonen und des Analphabetismus der Eltern in den meisten Projekthaushalten nicht anwendbar.

28.04.2020

Nachlässigkeit könnte zum Bumerang werden

In Äthiopien ist das Bewusstsein für die Prävention vielerorts noch gering. Über die Osterfeiertage und die Fastenzeit im Ramadan wurden die Präventionsmassnahmen auf Marktplätzen in hohem Masse verletzt – dies könnte sich rächen.

«Es wird davon ausgegangen, dass sich dieses Verhalten negativ auf die Ansteckungsrate auswirkt und diese sich in den kommenden zwei Wochen verschlimmern wird», sagt Mehret Tesfay, Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Die Millenniumshalle von Addis Abeba sei darum präventiv mit 1000 Betten für potenziell infizierte Personen vorbereitet worden. Die nur langsam wachsende Zahl der Corona-Erkrankten wecke mancherorts falsche Hoffnungen. «Gerade in Regionen, wo es bisher keine bestätigten Fälle gibt, entsteht eine gefährliche Nachlässigkeit.» Eine weitere Herausforderung ist laut Mehret Tesfay die Tatsache, dass Länder wie Saudi-Arabien, die Emirate oder Dschibuti weiterhin äthiopische Emigranten abschieben und die Zahl der Infizierten voraussichtlich steigen wird. Bei der Einreise nach Äthiopien werden zwar alle Personen unter Quarantäne gestellt, bis sie nachweislich frei vom Virus sind. Es seien jedoch viele Stimmen laut geworden, dass die Vorsichtsmassnahmen während der Quarantäne nicht vollständig eingehalten wurden.

Neben der Corona-Krise hat Äthiopien in den südlichen Regionen auch mit einer Ausbreitung des Gelbfiebers zu kämpfen. Nach offiziellen Zahlen sind bisher 86 Menschen infiziert und 4 bereits gestorben. «Unsere Projekteregionen in Süd-Omo und in Afar sind anfällig für Masern sowie Gelbfieber», sagt Mehret Tesfay. Zusätzlich würden Wüstenheuschrecken und Dürren den Alltag der Menschen in diesen Regionen massiv erschweren.

14.04.2020

Fünf Monate Ausnahmezustand in Äthiopien

Die Zahl der Infizierten steigt und somit auch die Intensität der Massnahmen, die durch die Regierung erlassen wurden. Der Ausnahmezustand wurde nun für fünf Monate ausgesprochen. Unsere Länderbüros arbeiten in diesen Zeiten weiter, müssen aber ihren Fokus umstellen.

Laut den aktuellsten Zahlen von Sonntagabend wurden bei 3'863 Laboruntersuchungen 71 mit Corona infizierte Personen ermittelt. Insgesamt sind drei Personen am Virus verstorben. Der Ausnahmezustand, der vom äthiopischen Ministerium erlassen wurde, ist beim Parlament auf offene Ohren gestossen; die nächsten fünf Monate sind alle Schulen und Universitäten geschlossen. Auch Kirchen sind von der Schliessung betroffen. Desshalb werden Abendgebete in allen Regionen von zuhause aus stattfinden. Dafür stehen mehrere Radio- und Fernsehkanäle bereit.

Trotz aufklärender Massnahmen im Land ist das Bewusstsein über das Coronavirus noch sehr beschränkt. «Unser Projektbüro schärft in Zusammenarbeit mit dem regionalen Gesundheitsamt und dem internationalen NGO, AMREF, mittels Lautsprecherdurchsagen das Bewusstsein von Gemeinden in Bezug auf das Coronavirus», berichtet unsere Länderverantwortliche Mehret Tesfay. Zusätzlich sollen Radiodurchsagen über die Lage informieren und auch abgelegene Regionen des Landes erreichen.

Von der Schliessung der Schulen sind auch die Projekte der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi betroffen. Infolge dessen wurde der Fokus bei den Projekten momentan auf die Sensibilisierungsarbeit gelegt. «Ausserdem arbeiten wir daran, bedürftige Menschen zu unterstützen, indem wir in Koordination mit der Regierung und lokalen wohlhabenden Einzelpersonen verpackte Lebensmittel zur Verfügung stellen», sagt unsere Länderverantwortliche Mehret Tesfay.

07.04.2020

Fokus auf der Sensibilisierung

Das Bewusstsein über die Schwere der Auswirkungen des Coronavirus ist in Äthiopien noch nicht so stark ausgeprägt, wie es sein sollte. Auch die Vorsichtsmassnahmen werden noch nicht genügend befolgt.

«Obwohl Aufklärungskampagnen in allen Medien stark verbreitet werden, ist das Bewusstsein für die Prävention immer noch sehr gering und risikoreich», erzählt unsere Länderverantwortliche Mehret Tesfay. Daher wird auch angenommen, dass die Dunkelziffer der Infizierten gross ist. Da die Mitarbeitenden der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Äthiopien aufgrund des Reiseverbotes selbst nicht mehr in der Lage sind, die Projektregionen und Dörfer zu erreichen, wird in der Aufklärung mit Beraterinnen zusammengearbeitet, die in den jeweiligen Gemeinden leben. «Sie haben die notwendigen Schulungen und Informationen erhalten, sodass sie innerhalb ihrer Gemeinschaften in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden der Gesundheitsberatung und den Gesundheitseinrichtungen sensibilisieren können», erklärt Mehret Tesfay. Die lokalen Beraterinnen stehen in den ländlichen Projektregionen im Norden des Landes (Dalifage und Talalak Distrikt) sowie in der südlichen Afar-Region (Argoba Distrikt) im Einsatz.

31.03.2020

Äthiopien im Kampf gegen die Unwissenheit

Die Mehrheit der Studierenden musste in Äthiopien auf Selbststudium umsteigen. In in gewissen Regionen des Landes gilt der Ausnahmezustand. Ausserdem wurden 4000 Gefangene aus Gefängnissen begnadigt.

Wie bereits letzte Woche bekannt wurde, ist das Bewusstsein für die Schwere der Auswirkungen des Coronavirus' in den abgelegenen Regionen Äthiopiens nicht so stark ausgeprägt, wie es sein sollte.  Eine Sensibilisierungskampagne mit Bannern, Flugblättern und Plakaten sollen diese Menschen bestmöglich informieren.

Der Premierminister von Äthiopien und seine Task Force leiten weitreichende Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung ein. Dafür wurden rund 5 Milliarden Äthiopische Birr zur Bewältigung der Krise freigegeben. «Ausserdem sollen alle Beamten von zu Hause aus arbeiten, mit Ausnahme der Beamten, die direkte Versorgungsleistungen für die Öffentlichkeit erbringen», sagt die Länderverantwortliche Mehret Tesfay.

Kürzlich wurden mehr als 4000 Gefangene aus Gefängnissen begnadigt, um der wachsenden Belastung der Infrastruktur standhalten zu können. Auch wurden Flüge der äthiopischen Fluggesellschaft zu 82 Zielen eingestellt. In der nördlichen Region Tigray wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und alle Bewegungen aus den ländlichen Gebieten in die Städte werden untersagt. Personen, die nach Äthiopien einreisen, werden 14 Tage lang unter Quarantäne gestellt. Da die anfallenden Kosten von den meisten nicht bezahlt werden können, leisten viele Organisationen und Einzelpersonen einen Beitrag, damit die Kosten gedeckt werden können. Produkte wie Masken, Desinfektionsmittel und lokale Kräuter sind zu höheren Preisen erhältlich, und medizinische Sets, die vom chinesischen Unternehmer Jack Ma gespendet wurden, werden von Ethiopian Airlines innerhalb von fünf Tagen in mehr als 40 afrikanische Länder transportiert.

Schulen und Universitäten sind geschlossen. Die Studierenden aller Universitäten müssen nach Hause gehen. Nur die Schülerinnen und Schüler der wenigen Privatschulen in den grossen Städten können es sich leisten, online zu lernen. Die absolute Mehrheit der Schülerinnen und Schüler wird dem Selbststudium überlassen.

Inzwischen wurden in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens und Adama, einer etwa 100 km entfernten Stadt, 23 infizierte Personen identifiziert. Drei von ihnen erholen sich gerade und zwei sind nach Japan zurückgekehrt.

24.03.2020

Mehr Aufklärung nötig

In Äthiopien sind bisher ein knappes Dutzend Corona-Fälle bestätigt. Die staatliche Sensibilisierungskampagne in den Medien sei nicht ausreichend, um auch die abgelegenen Regionen zu erreichen, findet unsere Länderverantwortliche.

Das Bewusstsein für die Schwere der Auswirkungen des Coronavirus' und die Vorsichtsmassnahmen seien in den entlegenen Regionen nicht so ausgeprägt, wie sie sein sollten, sagt Mehret Tesfay. Zwar hat das Gesundheitsministerium eine Taskforce eingesetzt, die neben technischer und materieller Unterstützung täglich Informationsveranstaltungen durchführt. «Wir glauben, dass Banner, Flugblätter und Poster, die in den wichtigsten lokalen Sprachen aufbereitet werden, in den Projektgebieten und Schulen nützlich sein könnten.» Äthiopien kennt neben der Amtssprache Amharisch und Oromo, der Sprache mit den meisten Sprechenden, rund 80 weitere Sprachen.

Mehret Tesfay arbeitet mit ihrem Team von zuhause aus. Dies klappe, abgesehen von den häufigen Stromausfällen und den zahlreichen Unterbrechungen der Internetverbindung, gut. Aufgrund der Schulschliessungen sind alle von den Partnerorganisationen geplanten Schulungen verschoben worden. Das Bildungsministerium hat dazu aufgerufen, dass die Schülerinnen und Schüler zuhause bleiben und lernen, anstatt sich zu treffen und zu spielen. Die nationalen Prüfungen der 8. und 12. Klassen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.

19.03.2020

Unter erschwerten Bedingungen

Äthiopien hat – wie mittlerweile die meisten vom Corona-Virus betroffenen Ländern – seine Schulen geschlossen. Von dieser Massnahme sind sämtliche Projektschulen der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi betroffen.

«Da wir überall an Grundschulen zu tun haben, stoppt diese staatlich verordnete Massnahme unsere Interventionen vor Ort», sagt Mehret Tesfay. Die Länderverantwortliche der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi arbeitet seit Anfang Woche im Homeoffice, ebenso der Rest ihres Teams. «Wir haben uns dazu entschieden, da unser Arbeitsbereich etwas überfüllt und entsprechend nicht mehr sicher ist.» Aber nicht nur im Büro sind die Platzverhältnisse knapp. In grossen Städten wie Addis Abeba findet das ganze öffentliche Leben auf engem Raum statt. Da könne man sich schon leicht anstecken. «Die Menschen leben hier in einer überlasteten Umgebung zusammen und benutzen überlastete öffentliche Verkehrsmittel.»

Zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger will die Regierung Gesichtsmasken, medizinische Sets sowie Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen. Zudem kündigte Premierminister Abiy Ahmed an, dass Regierungsfahrzeuge für den öffentlichen Verkehr eingesetzt würden, um das bestehende System zu entlasten. Äthiopien hatte Anfang dieser Woche beschlossen, die Schulen zu schliessen und alle öffentlichen Versammlungen einschliesslich Sportveranstaltungen für 15 Tage zu verbieten.

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