Back to school – nicht für alle einfach

An vielen Schweizer Schulen ist wieder so etwas wie Alltag eingekehrt. Die Kinder können wieder in die Schule, nachdem der Unterrichtsstoff über mehrere Monate im Homeschooling vermittelt wurde. Anders sieht die Situation in den Projektländern der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi aus. Vielerorts sind die Schulen nach wie vor geschlossen, Fernunterricht ist nicht oder nur teilweise realisierbar.

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Das sind schlechte Nachrichten für die Bildungs- und Zukunftsaussichten von Kindern. Damit auch die Kinder aus armen Familien weltweit den Anschluss in der Schule jetzt nicht verlieren, braucht es zusätzliche, schnelle und unkomplizierte Hilfe. Und es gilt, die Lehrkräfte zu unterstützen: in der Methodik rund um den Fernunterricht und für die Vorbereitungen rund um die Rückkehr in die Schule.

Pragmatisches Nothilfeprojekt in Honduras

In Honduras hilft die Stiftung 844 Kindern und 40 Lehrkräften an 19 abgelegenen Primarschulen aus dem Departement Francisco Morazán genau dabei: Damit die Kinder wieder zur Schule gehen können, erhalten sie die vorgeschriebenen Hygieneartikel. Denn dafür fehlt das Geld in vielen Familien. Wo nötig, werden zudem Lebensmittelpakete an bedürftige Familien verteilt und «Startup Kits» abgegeben, sodass abgeschieden, ländlich lebende Familien in der Lage sind, sich durch eigene Obst- und Gemüsegärten weitgehend selbst zu versorgen. Hier gilt es, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Solange die Schulen geschlossen bleiben, werden zudem die Lehrkräfte in Methoden für den Fernunterricht geschult und unterstützt.

Verschiedene Bedürfnisse

Die Herausforderungen sind in jeder Projektregion anders. In Südostasien beispielsweise wies Laos eine vergleichsweise niedrige Zahl an Corona- Erkrankungen auf. Dennoch blieben die Schulen präventiv geschlossen, was einer Bildungszwangspause gleichkam. Zwar gab es auf der Website des Bildungsministeriums und im Fernsehen offiziellen Fernunterricht – all jenen Kindern ohne Internetzugang oder Fernseher war eine Teilnahme am Fernunterricht allerdings nicht möglich. Anfang Juli 2020 öffneten die Schulen wieder. Damit der Schulstart auch klappen konnte, brauchte es davor aber Informationen und Unterstützung.

Informationen als Voraussetzung für die Schulöffnung in Laos

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi hat deshalb gemeinsam mit den lokalen Gesundheitsministerien in neun Dörfern im Nordwesten von Laos ein Covid-19-Sensibilisierungsprogramm realisiert. Dafür wurden Bilderbücher zur Corona-Aufklärung für Kinder entwickelt und an Lehrpersonen als Hilfsmittel im Unterricht abgegeben. Dazu kamen Stoffmasken, Desinfektionsmittel und Seife, damit die Schulen die vorgegebenen Hygienemassnahmen auch einhalten können.

Schulstart in Mosambik

Auch in den ostafrikanischen Projekten der Stiftung spielten Hygienevorschriften für die Schulöffnung eine wichtige Rolle. Die Auflagen der Behörden sind streng, und viele Schulen können sie nicht erfüllen. De facto bleiben sie deshalb einfach geschlossen. Aus diesem Grund hat die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Mosambik in den vergangenen Wochen kleinere bauliche Massnahmen rund um Toiletten und fliessendes Wasser vorgenommen, um 3614 Schülerinnen und Schülern in der Provinz Maputo eine möglichst schnelle Rückkehr in den Schulalltag zu ermöglichen.

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Dort helfen, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird

Wir haben bei unserer Länderverantwortlichen Magda Perez nachgefragt, wie das Nothilfeprojekt in Honduras angelaufen ist, welche Herausforderungen es gab, und welche Erfolge erzielt werden konnten.

Magda, was genau passiert im Projekt?

Im Rahmen des Projekts werden Schulen und Gemeinden, Lehrpersonen, Familien und Kinder unterstützt, um die Kontinuität des Lernens und die schrittweise Wiedereingliederung in die Schule zu gewährleisten. Eine zusätzliche Komponente beinhaltet die humanitäre Hilfe für bedürftige Familien. Lieferungen von Nahrungsmitteln und Starter-Sets zum Anlegen und Bewirtschaften von eigenen Obst- und Gemüsegärten sollen die Grundversorgung absichern. Die Familien werden zudem mit Informationen zu den Schutzbestimmungen und eigenen Hygienekits ausgestattet, die beispielsweise Seife, Zahnbürsten und weitere Hygieneutensilien für den häuslichen Gebrauch unterstützt.

Welche Herausforderungen gab es bisher?

Die Regenzeit hat die Lieferung der Nahrungsmittel erschwert. Ausserdem war die Infrastruktur nicht sehr gut, und wir hatten wenig Personal zur Verfügung, das uns unterstützt hat.

Und welche Erfolge konnten erzielt werden?

Das Lernen der Kinder ist systematischer, und die Lehrpersonen sind motivierter, da sie neue Lehrmaterialien haben. Ausserdem haben die Familien den nötigsten Bedarf an Hygienematerial und Lebensmitteln gedeckt, und einige von ihnen werden weiterhin Familiengärten anlegen.

Was kannst du über die zuständige Partnerorganisation Compartir sagen, und wie ist die Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit mit Compartir ist sehr gut, organisiert und partizipativ. Die Organisation hat Erfahrung in der Arbeit mit Kindern in gefährdeten Verhältnissen und Gemeinschaften mit hoher Gewaltrate. Die Rolle von Compartir in einer neuen Gemeinde ist mit den Bildungsbehörden koordiniert und effizient gestaltet.