Begegnungen, die zum Nachdenken anregen
90 Jugendliche aus drei Ländern verbrachten Ende Oktober eine gemeinsame Woche im Kinderdorf. Welche Erfahrungen sie in diesem interkulturellen Austausch gemacht haben, erzählen zwei Teilnehmende, Kasia und Kajetan aus Polen.

Was sie persönlich nach Hause mitnimmt? Die 16-Jährige hält einen Moment inne und denkt über die Frage nach. Nach einer Weile antwortet sie: «Offen zu sein und Herausforderungen anzunehmen.» Bei der Ankunft im Kinderdorf sei sie etwas verängstigt gewesen. Ihre Bedenken punkto Unterschiedlichkeit oder sprachlicher Grenzen haben sich aber rasch verflüchtigt. «Die Leute hier sind so aufgeschlossen und sehr sozial.» Das habe ihr geholfen, sich zu öffnen und rasch viele neue Menschen kennen zu lernen. Besonders stolz ist Kasia darauf, dass sie über ihren eigenen Schatten springen und sich trotz Sprachbarrieren in den Workshops voll einbringen konnte. Was ihr dabei geholfen hat? Die Offenheit der anderen Teilnehmenden und die sehr positive und ermutigende Art der Kursleitenden.
Ideen und Ansichten teilen
Auch bei Kajetan hat der kinderzentrierte und partizipative Ansatz im Kinderdorf massgeblich zu seinem Wohlbefinden beigetragen. Und es hat den 16-Jährigen dazu inspiriert, über Bildung nachzudenken. In Polen sei vieles sehr altbacken, erzählt er. Man sitze auf den Stühlen, schreibe von Büchern ins Notebook ab und hoffe insgeheim, dass einen die Lehrperson nicht auffordere, vorn an der Tafel zu antworten. «Das macht doch keinen Sinn?», empört sich Kajetan und leitet mit seiner rhetorischen Frage ins Kinderdorf über. «Hier können wir miteinander sprechen und unsere Ideen und Ansichten teilen.»
Veränderungen initiieren
Denkt der 16-Jährige über das Schulsystem in Polen nach, so stört ihn eine Sache besonders: Für jede Übung gibt es genau eine Antwort, ein Schema, und dort muss man reinpassen. Dies empfindet er als sehr stressig. «Im Vergleich dazu ist das Kinderdorf sehr kreativ, da man sich selber ausdrücken kann.»
Genau dies haben die Jugendlichen während der Austauschwoche dann auch gemacht. Standen in den ersten Tagen das gegenseitige Kennenlernen oder Themen wie Identität oder Diskriminierung im Zentrum, so konnten sich die Teilnehmenden in der Zukunftswerkstatt selber verwirklichen. Gemeinsame Utopien zu schaffen, diese auf den Boden der Realität zu bringen und in konkrete Handlungen umzumünzen, löste viele Diskussionen aus und brachte die 90 Jugendlichen aus Polen, Deutschland und der Schweiz einander ein grosses Stück näher.
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