Covid-19 zeigt die Systemschwächen
Erst fällt der Präsenzunterricht komplett aus, und der Heimunterricht ist tückisch, dann folgt die gestaffelte Rückkehr ins Klassenzimmer unter Einhaltung rigider Hygienemassnahmen: Die Corona-Pandemie ist eine Belastungsprobe für Mosambiks Bildungssystem.

«Dass vom Fernunterricht am TV nur jene Kinder profitieren konnten, die Zugang zu entsprechender Technik hatten, verschärft die Ungleichheit und verstärkt die Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen.»
Trügerischer Automatismus
Während der Pandemie sind alle Schülerinnen und Schüler der Primarstufen automatisch eine Stufe aufgestiegen. Dies unabhängig von ihren schulischen Leistungen. Was das für das kommende Schuljahr bedeutet, bringt Claudia Cumbana, Schuldirektorin im Katembe District, auf den Punkt: «Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler die benötigten Kompetenzen zweier Schuljahre in nur einem Jahr erwerben.» Dazu kommt, dass der Präsenzunterricht momentan im Schichtbetrieb stattfindet. Um Zusammenkünfte von mehr als 25 Kindern zu vermeiden, werden die Primarschüler*innen in Gruppen aufgeteilt. Eine hat jeweils Montag, Mittwoch und Freitag Schule, die andere Dienstag, Donnerstag und Samstag. Für die Lehrpersonen bedeutet dies, dass sie nur halb so viel Zeit wie sonst haben, um den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Hier hilft die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit ihren lokalen Partnern und dem Bildungsministerium; sie begleiten und unterstützen die Lehrkräfte und Schuldirektor*innen mit Trainings.
«Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler die benötigten Kompetenzen zweier Schuljahre in nur einem Jahr erwerben.»
Claudia Cumbana – Schuldirektorin

Freudige Rückkehr
Seit der Wiederöffnung der Schulen im März 2021 durchlaufen die Primarschüler*innen ein striktes Gesundheitsprotokoll. Dazu gehören Maskenpflicht, morgendliche Temperaturkontrollen, Desinfektion von Händen und Schuhen sowie Abstandspflicht. Trotz dieser Massnahmen freuen sich die Kinder, wieder die Schule besuchen zu können und ihre Freunde zu treffen. So auch Jorge Cardoso Chivambo. Er besucht die dritte Klasse. Zu Hause lebt er gemeinsam mit seiner Grossmutter und seinen Eltern. Im Familienalltag mit anzupacken, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. «Wenn ich aufstehe, binde ich als Erstes unsere Ziegen an, und dann hole ich Wasser.» Jorge mag es sehr, zur Schule zu gehen. Wenn er älter ist, möchte er einmal als Lehrer arbeiten.
«Trotz strenger Hygienemassnahmen freuen sich die Kinder, wieder die Schule besuchen zu können und ihre Freunde zu treffen. »