Radiomachen verbindet

07.09.2020 - 16:34 | Christian Possa

Er programmiert, produziert Musik und baut Roboter. Mobile Reporter Meo hat definitiv ein Faible für Technik. Dies kommt ihm beim Schnitt seiner Beiträge zugute – und seinen KollegInnen im Projekt, wenn sie im Schnittprogramm anstehen.

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Meo, mobiler Reporter: «Ich will, dass meine Beiträge spannend sind und die Leute nicht grad wieder abschalten.»

«Er hat schon als Zweijähriger lieber Radios auseinandergeschraubt, anstatt mit Lego zu spielen», erzählt Mutter Kathrin. Wo seine Begeisterung herkommt, weiss sie nicht. «Von mir hat er es nicht», ergänzt sie und lacht. Meos Zimmer gibt schon einiges über seine Hobbys preis. Auf dem Pult thront ein grosser Bildschirm, das Hintergrundbild zeigt eine aufwendige Fotomontage aus dem Spiel «Minecraft». Um den Screen sind Maus, Tastatur, Mischpult, Einspielkeyboard, Mikrofon und Kopfhörer aufgereiht. Den übrigen Raum bis zum Fenster nimmt mehrheitlich ein Schlagzeug für sich ein, vor dem Schrank steht ein hüftgrosser Roboter.

Meo selber bezeichnet sich als ziemlich technikbegeisterten Gesellen. So verwundert es kaum, dass ihn die Digiweek erstmals ins Kinderdorf Pestalozzi lockte. Seine Interessen reichen aber weiter. Gerne hätte er auch die Kinderkonferenz besucht. Leider zählte er nicht zu den drei Auserwählten seiner Klasse. «Das Kinderdorf hält echt, was der Name verspricht », schwärmt er. Ein Dorf, wo es mehr Kinder als Erwachsene gebe. Und in seinen Augen gehört es sich auch, dass Kinder einen Ort haben, wo sie Verantwortung lernen und gleichzeitig vieles selber entscheiden können.

Für das Projekt Mobile Reporter hat sich der 13-Jährige gemeldet, weil es eine echte Möglichkeit biete, in die Rolle eines Reporters zu schlüpfen. «Und man kann gleichzeitig sein eigenes Portfolio aufbauen. » Meo steht mit dem Wechsel in die zweite Sekundarstufe mitten in der Berufswahl. Ob er Programmierer oder Musikproduzent werden will, lässt er sich noch offen. Auf die Frage, was ihm das Projekt persönlich bringe, antwortet er nach kurzem Zögern: «Vielleicht, dass ich jetzt mehr Wert auf die Recherche lege.» Seinem Umfeld scheint es offensichtlicher, wie Meo als mobiler Reporter aufblüht. «Ich finde, dass er offener und gesprächiger geworden ist und mehr Mut hat, etwas auszuprobieren», sagt Klassenlehrerin Marina Ehrmann. Sie hat aufgrund dessen, wie positiv der 13-Jährige aufs Radiomachen reagierte, gleich für die gesamte Klasse eine Projektwoche im Kinderdorf gebucht. Für Mutter Kathrin lässt sich das Projekt nicht nur aufs Radiomachen reduzieren. Sie sehe, dass Meo hier schulunabhängig Menschen kennenlerne, die ihm einfach guttun. «Es ist die gemeinsame Zeit, in der er ernst genommen wird, die ihm Spass macht.»

In seinem nächsten Beitrag will Meo den Zuhörenden Italien näherbringen und aufzeigen, warum es sich lohnt oder eben nicht, das Land am Mittelmeer zu besuchen. Ihm ist es wichtig, seinen Produktionen stets eine persönliche Note zu geben. «Und ich möchte, dass es spannend ist und die Leute nicht gleich wieder abschalten.» Entsprechend viel Zeit verbringt er mit dem Schnitt, entfernt unnötige Räusperer oder kreiert eigene Hintergrundgeräusche. Spricht er über das Schnittprogramm, klingt alles so einfach und logisch. Das technische Wissen scheint ihm zuzufliegen. Dies geht nicht allen mobilen ReporterInnen so. Darum ist Meo an den dreimonatlichen Treffen ein gefragter Gesprächspartner für technische Belange. «Es gibt mir schon ein gutes Gefühl, wenn ich weiss, dass ich gebraucht werde», gesteht er, bevor er wieder in die Tiefen des Produktionsprogrammes eintaucht.

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