Mehr Macht den Kindern
Schulklubs ermächtigen Kinder und stärken ihr Selbstvertrauen. Im Projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi im Bukoba-Distrikt in Tansania haben sie die Partizipationsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler erhöht – gerade auch in Bezug auf die Kinderrechte und den Kinderschutz.

Dickison und Patricia besuchen die Karwoshe Primarschule am Viktoriasee im Norden von Tansania, eine von 24 Schulen des Projektes «Erhöhte Unterrichtspartizipation in einem gewaltfreien Schulumfeld». Er steht dem Sportklub vor, sie leitet den SchülerInnenrat.
Seit acht Jahren schult die lokale Partnerorganisation Voluntary Services Overseas (VSO) Lehrpersonen in partizipativen Lehrmethoden und unterstützt sie darin, mit lokalen Ressourcen Unterrichtsmaterialien zu erstellen oder Grossklassen zu führen. Schulleitungen werden befähigt, eigene Kinderschutzrichtlinien zu entwickeln und umzusetzen. Zentraler Punkt des Projektes: Schülerinnen und Schüler haben mehr Teilhabe- und Mitsprachemöglichkeiten.
«Der Kinderrat wird von den Lehrpersonen respektiert und ernst genommen», betont Präsidentin Patricia. Dies sei ein Resultat der Projektaktivitäten. «In Trainings konnten wir unsere Kapazitäten entwickeln und haben gelernt, zu kommunizieren. Ich habe heute das nötige Selbstvertrauen, Anliegen anzusprechen und zu diskutieren.» Der SchülerInnenrat setzt sich aus jeweils zehn Vertreterinnen und Vertretern aller Klassen von der Dritten bis zur Siebten zusammen und trifft sich dreimonatlich. Erst kürzlich hat der SchülerInnenrat ein zentrales Anliegen beim Schuldirektor deponiert: Die Schule soll pro Tag mindestens eine Mahlzeit offerieren. Nicht selten kommt es vor, dass Schulkinder ohne Frühstück zur Schule müssen und dann den ganzen Tag über nichts essen.
Dickison stuft die Leadership-Workshops von VSO als sehr wertvoll für seine persönliche Entwicklung ein. «Die Trainings haben mir geholfen, vor andere hinzustehen, sie zu führen, zu unterstützen und Dinge zu besprechen. Ich kann mich selber jetzt viel besser ausdrücken.» Damit die Workshops nicht nur einer auserlesenen Gruppe vorenthalten bleibt, setzt das Projekt auf Aufklärungsarbeit durch Kinder und Jugendliche, sogenannte Peer Education. Nach jeder Weiterbildung kehren die Vertreterinnen und Vertreter der Schulklubs in ihre Klassen zurück und teilen das Gelernte mit den Mitschülerinnen und Mitschülern.
VSO führt an den Projektschulen verschiedene Aktivitäten zu Themen wie Geschlechterrollen, Kinderschutz oder Kinderrechte durch. Dabei geht es nicht nur darum, die Kinder und Jugendlichen zu sensibilisieren und ihnen ihre eigenen Rechte näherzubringen. Ebenso wichtig sind klare Abläufe und Verantwortlichkeiten, sodass Schülerinnen und Schüler ihre Anliegen an der richtigen Stelle deponieren können und im Ernstfall zuverlässige Ansprechpartner wie beispielsweise die Vertrauenslehrpersonen haben.