Rückhalt aus der Gemeinschaft

14.12.2020 - 14:51 | Christian Possa

Im Projekt «Qualitativ hochwertige Bildung für Karenkinder» spielen die Freiwilligen aus der lokalen Gemeinschaft eine zentrale Rolle. Junge Erwachsene wie Na Pang Klew, die ausserhalb der regulären Schulzeiten in der lokalen Sprache unterrichten, oder Mütter wie Nant Yim Myo Nwe, die sich der Umweltbildung verschrieben haben.

Kinder der ethnischen Minderheit der Karen haben auf ihrem Bildungsweg in zweierlei Hinsicht einen schweren Stand: Viele sind der offiziellen Unterrichtssprache Burmesisch nicht mächtig und können dem Unterricht entsprechend nur schwer folgen. Dazu kommt, dass die wenigsten Lehrpersonen eine klassische Ausbildung durchlaufen haben. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi bildet darum zusammen mit der lokalen NGO Karuna Mission Social Solidarity (KMSS) seit 2015 Lehrerinnen und Lehrer weiter in Themen wie kinderzentrierter Unterricht, interkulturelle Bildung, Karen-Sprache, Kinderrechte, Kinderschutz oder Umweltbildung.

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Eigene Sprache und Kultur pflegen

Dass das Projekt vor Ort so stark mitgetragen wird, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass freiwillige Helferinnen und Helfer aus den lokalen Gemeinschaften miteingebunden sind und sich mit Herzblut einbringen. So beispielsweise Na Pang Klew, die ehrenamtlich ausserhalb des offiziellen Unterrichts die Muttersprache, die Traditionen und die Kultur der Karen lehrt und Brücken zum offiziellen Lehrplan schlägt. Seit zwei Jahren engagiert sich die 24-Jährige im Projekt. Parallel zu ihrem Engagement studiert sie Geschichte. «Ich bin sehr glücklich, mit Kindern arbeiten zu können», erzählt sie. Darum sei es auch ihr grosses Ziel, eines Tages eine richtige Lehrerin zu werden. Na Pang Klew unterrichtet Karen-Kinder vom Kindergarten bis zur 2. Klasse. Besonders gern setzt sie in ihrem Unterricht Bilder-Diskussionen oder kleine Gruppendiskussionen ein.

Pro Projektschule engagieren sich jeweils zwei freiwillige Lehrerinnen und Lehrer für die Integration der Sprache und Kultur der Karen. Unterstützt werden sie dabei von den bestehenden Dorfausschüssen, die vom Projekt aktiviert und verstärkt eingebunden werden. Sie stellen den Lehrkräften Essen oder Unterkünfte zur Verfügung und setzen gemeinsam mit ihnen Umweltschutzmassnahmen um. In den ländlichen Regionen des Irrawaddy Deltas ist Umweltschutz aufgrund wiederkehrender Naturkatastrophen und steigender Abfallmengen zu einem wichtigen Thema geworden.

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Vom Sohn zur Mutter

Nant Yim Myo Nwe lebt mit ihren beiden Söhnen seit elf Jahren im Dorf Kyun Gone. Seit fünf Jahren engagiert sich die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi vor Ort und die 35-Jährige im Dorfausschuss. «In dieser Funktion motiviere ich die Menschen, an Aktivitäten der Projektschule teilzunehmen.» So werden beispielsweise gemeinsam Bäume gepflanzt oder die Schulflächen von Abfall gesäubert. Umweltbildung ist für die Mutter ein wichtiges Anliegen geworden. Darum achtet sie darauf, dass ihre beiden Söhne ein entsprechendes Bewusstsein entwickeln und wissen, wie man beispielsweise Plastikabfälle richtig entsorgt. Wissbegierig wie sie ist, lässt sich Nant Yim Myo Nwe im Gegenzug auch gerne von ihren Söhnen unterrichten, die an der Projektschule lernen. «Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Söhne ihre Muttersprache lesen und schreiben können.» Sie selber habe nie die Chance dazu gehabt. Durch ihre beiden Söhne wird ihr die Möglichkeit dazu nun doch noch zuteil.

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