Prägende Erlebnisse im Kinderdorf
16.02.2016 - 08:47 | Susan SchellknechtDie Mitarbeitenden der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi haben einmal pro Jahr die Gelegenheit, einen Tag in einer anderen Abteilung zu arbeiten. Ziel dieses Schnuppertages ist es, die Zusammenarbeit der Abteilungen zu verbessern und Verständnis für die unterschiedlichen Herausforderungen zu schaffen. Der nachfolgende Text wurde von Susan Schellknecht im Rahmen ihres eintägigen Einsatzes bei der Abteilung Marketing & Kommunikation verfasst und berichtet von unseren interkulturellen Austauschprojekten.

Es ist mitten in der Nacht, als der Bus mit 40 Kindern, ihren sechs erwachsenen Begleitpersonen und zwei Busfahrern nach einer gefühlten Ewigkeit das Kinderdorf erreicht. Müde, aber auch sehr neugierig sehen sie aus, die 48 Persönlichkeiten aus Südosteuropa, die nacheinander aus dem Bus klettern und in den nächsten 14 Tagen in eine völlig neue, einmalige Welt eintauchen werden. Vor ihnen liegt eine Zeit, die so vielfältig und abwechslungsreich sein wird, dass der Tag eigentlich mehr als nur 24 Stunden haben sollte, um die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen aufzunehmen und zu verarbeiten.
Interkultureller Austausch im Appenzellerland
Die Kinder aus Südosteuropa nehmen im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen an einem interkulturellen Austausch teil. Gemeinsam werden sie in den nächsten Tagen lernen, was es heisst, mit vielen anderen Menschen in einem Haus zu leben und den Wohnalltag miteinander zu geniessen, aber auch Konflikte auszuhandeln und Kompromisse zu schliessen. Im Kursgeschehen werden Schulgebäude und die Natur der Umgebung zu Orten der Begegnung – mit sich selbst, mit den jeweils anderen und mit der Welt.
Wichtige Fragen werden beantwortet
Die kritische Auseinandersetzung mit eigenen, oft kulturell geprägten Wertvorstellungen und Denkweisen und mit den Einflussfaktoren, die ihre Identität prägen, wird durch verschiedenste Übungen und Aktivitäten greif- und erlebbar. «Was macht mich zu dem Menschen, der ich bin? Was teile ich mit anderen, und wo unterscheide ich mich?» Wichtige Fragen, deren Antworten vor allem während des interkulturellen Austausches im Kinderdorf und dem gemeinsamen Erleben und Lernen mit 40 anderen jungen Menschen aus einem anderen Land immer klarer werden und die helfen, Vorurteile abzubauen, Akzeptanz zu entwickeln und von- und miteinander zu lernen. Die Welt entdecken – und dies nicht nur während der Ausflüge in der Schweiz – meint vor allem die kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Kinderrechte und Diskriminierung, vor der eigenen Haustür aber auch global, meint Lösungssuche und meint engagiertes Einsetzen für eine friedlichere, gerechtere Welt.
Was bleibt, sind einzigartige und ein Leben lang prägende Momente und Erfahrungen, Inspiration, Akzeptanz, Verständnis und nicht selten: Freundschaften über Länder- und Kulturgrenzen hinweg.