«Es ist wie Heimkommen»
Nina Rotundo-Fischli ist die Enkelin des Kinderdorf-Architekten Hans Fischli. Sie selbst hat das Kinderdorf erst vergangenen Herbst zum ersten Mal erlebt, als ihre Klasse an einem unserer Projekte teilnahm.

Als Nina Rotundo-Fischli im Oktober 2022 zum ersten Mal in ihrem Leben durch das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen spaziert, überkommt sie ein merkwürdiges Gefühl. «Fast wie Heimkommen», beschreibt sie es. Die schulische Heilpädagogin begleitet eine Klasse des Bläsi Schulhauses in Basel für eine Woche der Pestalozzi Schulcamps nach Trogen. Doch anders als die meisten Lehr- und Begleitpersonen, hat sie einen ganz besonderen Bezug zu diesem Ort: Ihr Grossvater Hans Fischli war ein berühmter Architekt und hat das Kinderdorf Pestalozzi geplant und skizziert. Der Grundgedanke Fischlis war es, durch die traditionellen Appenzeller Häuser ein Heimatgefühl bei den Bewohnenden und Besuchenden auszulösen. Ein Gefühl, das die Kriegswaisen, die damals in Trogen ankamen und für die es ein Zuhause nicht mehr gab, dringend benötigten. «In meiner Familie wurde dieser Grundgedanke oft erwähnt. Ich wusste von Erzählungen und Texten, was mein Opa da gebaut hat. Aber dass dieses Gefühl im Kinderdorf so stark transportiert wird, hätte ich nicht gedacht», sagt Rotundo-Fischli.
«Der Grundgedanke meines Opas war es, ein Heimatgefühl auszulösen. Das ist ihm gelungen.»
Nina Rotundo-Fischli – Enkelin des Kinderdorf-Architekten Hans Fischli
Auch ihrer Klasse ginge es so: «Die Kinder fühlen sich sofort pudelwohl hier. Das Dorf ist ein Ort für sich. Hier brauchen die Kinder weder Einkaufsläden noch Ausgehlokale. Hier kann man einfach leben. Man wird verpflegt, kann spielen, lernen und Sport treiben.» Die Klasse absolviert im Rahmen der Pestalozzi Schulcamps* eine Projektwoche im Kinderdorf, wo sie gleichzeitig Wissenschaft und Kunst vermittelt bekommt. Im Bereich der Wissenschaft behandeln sie das Thema Zellen, in der Kunst studieren sie einen modernen Tanz ein, der verschiedene Tanzrichtungen verbindet. Ziel der Pestalozzi Schulcamps ist es, in beiden dieser Bereiche die talentiertesten Schüler*innen zu finden und diese auch nach Beendigung des Projekts zu fördern und begleiten. Nina Rotundo-Fischli konnte ihren Grossvater Hans nie richtig kennenlernen. Er starb kurz nach ihrer Geburt. Und obwohl sie fast die Einzige in der Familie ist, die mit Architektur oder Kunst nicht viel am Hut hat, fühlt sie sich stark mit ihm verbunden. Durch den Besuch im Kinderdorf noch etwas mehr. «Es hat zwar lange gedauert, bis ich diesen speziellen Ort zum ersten Mal sehen konnte. Aber es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.»
*Die Stiftung Pestalozzi Schulcamps, eine Partnerorganisation der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, fördert junge Talente mit innovativen Vermittlungsmethoden und dem Engagement von führenden Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft. 15 bis 20 Schulcamps mit 750 bis 1000 Kindern finden pro Jahr im Kinderdorf Pestalozzi statt. Mehr Informationen: pestalozzischulcamps.ch
