Flüchtlings­kinder im Kinderdorf Pestalozzi

20.04.2016 - 15:52 | Remo Schläpfer

Trogen – Aufgrund der Entwicklung in den Krisen- und Kriegsgebieten flüchten immer mehr minderjährige Jugendliche und sogar Kinder alleine nach Europa. Die Unterbringung und Betreuung dieser unbegleiteten Minderjährigen wird im Kanton Appenzell Ausserrhoden neu organisiert. Ab Mai 2016 werden die Kinder und Jugendlichen im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen untergebracht. Die Betreuung der Jugendlichen übernimmt der Verein tipiti.

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© Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi setzt sich mit Bildungs- und Austausch­projekten in der Schweiz und mit Projekten für eine qualitativ gute Bildung in elf Ländern weltweit für die langfristige Friedens­bildung ein. Angesichts der gravierenden weltweiten Flüchtlings­situation, mit ihren Auswirkungen auf Europa und die Schweiz, will sich die Stiftung für das Wohl unbegleiteter Minderjähriger in der Schweiz einsetzen. Im vergangenen Herbst hat die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi dem Kanton Appenzell Ausserrhoden angeboten, unbegleitete minderjährige Asyl­suchende im Kinderdorf Pestalozzi unterbringen zu können.

Geeigneter Ort für Minderjährige

«Die Stiftung verfügt mit dem Kinderdorf Pestalozzi über einen geeigneten Ort für die Aufnahme unbegleiteter Minder­jähriger, die in die Schweiz geflüchtet sind», erläutert Urs Karl Egger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Stiftung. Ab Mai 2016 stellt die Stiftung dem Kanton Appenzell Ausserrhoden zwei Wohnhäuser für die Unterbringung von bis zu 30 Jugendlichen zur Verfügung. Betreut werden die Jugendlichen durch den Verein tipiti, der über lang­jährige Erfahrung im Umgang mit Flüchtlings­kindern verfügt.

«Die Unterbringung im Kinderdorf ist eine optimale Ausgangs­lage, um die Jugendlichen auf ein eigen­ständiges Leben in betreuten Wohn­gruppen vorzubereiten.»

Rolf Widmer – Operativer Leiter des Vereins tipiti

Kanton AR, Kinderdorf Pestalozzi und Verein tipiti spannen zusammen

Im Schweizer Asylwesen liegt die Verantwortung für die Unter­bringung und Betreuung bei Bund, Kantonen und Gemeinden. Weist der Bund dem Kanton Appenzell Ausserrhoden unbegleitete Minder­jährige zu, werden diese nicht mehr wie bis anhin in Asyl­zentren untergebracht. Ab Mai 2016 werden die Jugendlichen durch den Verein tipiti im Kinderdorf Pestalozzi betreut. «Die Unter­bringung im Kinderdorf ist eine optimale Ausgangs­lage, um die Jugendlichen auf ein eigen­ständiges Leben in betreuten Wohngruppen vorzubereiten», sagt Rolf Widmer, Operativer Leiter des Vereins tipiti über die Häuser und das Umfeld im Kinderdorf Pestalozzi. «Nach einigen Monaten ziehen sie in begleitete Jugend­wohn­gruppen in den Gemeinden um», fährt Rolf Widmer fort. Eine Ausnahme bilden gemäss Widmer Kinder unter 14 Jahren, die direkt in einer Pflege­familie unter­gebracht und ebenfalls durch den Verein tipiti begleitet werden.

«Wir freuen uns, dass wir ab Mai unbegleitete Minder­jährige in unserem Friedens­dorf begrüssen dürfen.»

Damian Zimmermann – Leiter Programme Schweiz der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Friedliches Nebeneinander im Kinderdorf Pestalozzi

Die Mehrzahl der Häuser im Kinderdorf wird für Bildungs- und Austausch­projekte genutzt, an denen jährlich über 2000 Kinder und Jugendliche teilnehmen. Die Jugendlichen wohnen während dieser Projekte ein bis drei Wochen im Kinderdorf. Daneben leben im Kinderdorf Pestalozzi junge Erwachsene, die in den ausländischen Partner­organisationen der Stiftung arbeiten. Sie absolvieren im Kinderdorf einen achtmonatigen Weiterbildungs­lehrgang. «Wir freuen uns, dass wir ab Mai unbegleitete Minderjährige in unserem Friedensdorf begrüssen dürfen», kommentiert Damian Zimmermann, Leiter Programme Schweiz der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, den Entscheid des Kantons AR.

Weiterführende Informationen

Für Auskünfte steht Remo Schläpfer, Verantwortlicher Medien und Kampagnen, gerne zur Verfügung: +41 71 343 73 31.

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