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Summer Camp Rebels for Peace
Projekte weltweit

Eine Investition in den Frieden

Über hundert junge Menschen kamen beim Kinderdorf Pestalozzi im Summer Camp als «rebels for peace» zusammen. Während dreizehn Tagen lernten, diskutierten, zweifelten und wuchsen die Jugendlichen aus acht verschiedenen Ländern gemeinsam. Eine Reise, die mehr als zwei Wochen dauert.

Von aussen wirkte das Camp wie ein internationales Klassentreffen: Jugendliche aus Polen, Moldawien, Serbien, der Türkei, Kosovo, Nordmazedonien, der Schweiz und Frankreich lebten zwei Wochen lang gemeinsam in den Häusern des Kinderdorfs Pestalozzi. Die Jugendlichen lebten bewusst in durchmischten Gruppen zusammen, denn so entstanden vielfältige, kulturübergreifende Hausgemeinschaften. Das schuf bereits in alltäglichen Situationen ein Bewusstsein dafür, wie wichtig Respekt, Offenheit und Zusammenarbeit sind.

Summer Camp Rebels for Peace

Doch hinter dem interkulturellen Austauschprojekt steckte mehr als nur ein Sommerlager. Es ging um Lernen und Weiterentwickeln, um Austausch und um länderübergreifende Verbindungen. Im Zentrum standen Fragen, die junge Menschen aktuell bewegen: Wie sieht ein friedliches Zusammenleben aus? Wie gelingt interkultureller Austausch auf Augenhöhe? Wie können wir eine zukunftsfähige Gesellschaft mitgestalten?

Summer Camp Rebels for Peace

Changemaker der Zukunft

In Workshops und Dialogformaten setzten sich die Jugendlichen aktiv mit diesen Themen auseinander. «Ich war zuerst skeptisch, ob ich mich integrieren könnte», sagte Militsa (17) aus Serbien, «doch jetzt bin ich froh, dass ich hier bin – ich habe neue Freunde, neue Gedanken, ein neues Gefühl für mich selbst.» Militsa besuchte den Workshop Build Bridges, Not Walls (Brücken bauen, nicht Mauern). Es ging um Inklusion, Menschenrechte und die eigene Identität. Auch Francesca (16) aus Moldawien zog bereits nach wenigen Tagen eine erste Bilanz: «Das hier ist anders, man verändert sich im Kinderdorf Pestalozzi. Weil man Verantwortung übernimmt, für andere mitdenkt, neue Freundschaften schliesst. Und weil man plötzlich Dinge tut, die man sich vorher nicht zugetraut hätte.»

«Man verändert sich im Kinderdorf Pestalozzi.»

Francesca
Summer Camp Rebels for Peace

Der Alltag im Summer Camp war dicht getaktet. Die Workshops bildeten das inhaltliche Herzstück: There’s no Planet B – but there is you (Es gibt keinen Planet B - aber es gibt dich), Global Challenges and Shifting Perspectives (Globale Herausforderungen und veränderte Perspektiven ) oder Our Stories, Our Rights (Unsere Geschichten, unsere Rechte) – hinter den Titeln verbargen sich vielschichtige Auseinandersetzungen mit globalen Fragen, persönlichen Haltungen und kollektiven Visionen. Abseits der intensiven Workshops blieb Zeit für ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm: Ob beim Beachvolleyball, Musizieren, bei gemeinsamen Spaziergängen, Ausflügen nach St. Gallen oder bei langen, geselligen Abenden – die Teilnehmenden konnten ihre freie Zeit ganz nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Gerade diese Momente sind mindestens so bedeutsam für den Aufbau einer Gemeinschaft und Toleranz.

Francesca und die anderen Teilnehmenden planten am Ende des Lagers konkrete Ideen und Projekte, die sie in ihrer Schule oder Gemeinde umsetzen wollten. In den sogenannten Action Plans hielten sie fest, was sie nach ihrer Rückkehr in ihrem Umfeld bewirken möchten – etwa für eine saubere Umwelt oder zur Stärkung von Meinungsvielfalt und Dialog. Die Action plans helfen die Ideen weiter wachsen zu lassen, und das Summer Camp verhilft zu aktivem Engagement.

Summer Camp Rebels for Peace

Von der Teilnehmerin zur Supervisorin

Wie sich das Summer Camp nachhaltig auf junge Menschen auswirken kann, zeigt Rinas (23) Geschichte. 2016 war sie selbst Teilnehmerin, jetzt stand sie als Supervisorin auf der anderen Seite. Gemeinsam mit zwei anderen leitete sie eines der Häuser, in dem die Jugendlichen während des Summer Camps wohnten. «Damals hätte ich nie gedacht, wie stark mich das Camp prägen würde», sagte sie. Heute ist sie Lehrerin in Nordmazedonien und möchte das weitergeben, was sie selbst hier gelernt hat: Verantwortung übernehmen – für sich und für andere. «Manche denken, alltägliche Aufgaben während des Aufenthalts, wie der Hausputz oder der Abwasch, seien nebensächlich», sagte sie und lachte. «Aber wer hier lernt, Verantwortung für eine Gemeinschaft zu übernehmen, nimmt das ein Leben lang mit.» Die Teilnehmenden lernten, was es hiess, Teil einer Gemeinschaft zu sein – mit all ihren Rechten, Aufgaben und Möglichkeiten.
 

Summer Camp Rebels for Peace

«Wer hier lernt, Verantwortung für eine Gemeinschaft zu übernehmen, nimmt das ein Leben lang mit.» 

Rina
Summer Camp Rebels for Peace

Supervisorinnen wie Rina oder Metin (45) begleiteten die Jugendlichen nicht nur durch den Alltag, sie gestalteten diesen aktiv mit. Gleichzeitig nutzten sie das Camp für ihre eigene Weiterentwicklung: In Workshops tauschten sie sich unter den Supervisor*innen aus den verschiedenen Ländern aus, reflektierten ihre Erfahrungen und diskutierten über Herausforderungen aus ihrer pädagogischen Praxis. In diesem Jahr leitete Metin einen Workshop für seine Kolleg*innen zum Thema Konfliktlösung: «Wir lernen nicht nur voneinander, wir tragen auch selbst bei. Es ist ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe.» 

Als Leiter der Partnerorganisation Center for Education and Development in Nordmazedonien war Metin bereits seit 2013 mit dem Kinderdorf verbunden. Im selben Jahr war er das erste Mal im Summer Camp dabei gewesen. «Wir glauben an die Wirkung, die hier gelehrt und vorgelebt wird. Deshalb kommen wir immer wieder.» Im Kinderdorf Pestalozzi erweitern die Jugendlichen ihr soziales und kulturelles Verständnis, so Metin. Viele kommen aus einer Region, in der gesellschaftliche Vielfalt zwar vorhanden ist, in der diese Vielfalt jedoch nicht immer als Chance wahrgenommen wird. Im Camp lernen sie diese Chancen kennen und nicht selten beginnt genau hier ein wichtiger Denkprozess. Die Jugendlichen stellen plötzlich Fragen wie: Warum funktioniert diese Form von Zusammenleben hier und bei uns zu Hause nicht? «Sie werden offener, toleranter und gehen aktiver aufeinander zu», so Metin.

Summer Camp Rebels for Peace

Wirkung, die bleibt

Wenn junge Menschen zusammenkommen und sich mit Fragen einer zukunftsfähigen Gesellschaft auseinandersetzen, kann dabei viel Positives gedeihen. Die Jugendlichen reflektieren ihre Haltung, übernehmen Verantwortung für ihr Handeln und engagieren sich aktiv für ein gemeinschaftliches Miteinander. Auch das diesjährige Summer Camp machte spürbar, wie Kinder und Jugendliche solidarischer handelten und das Zusammenleben aktiv mitgestalteten, auch in ihrer Freizeit. Sie übernahmen Verantwortung und setzten sich eigenständig für ihre Bedürfnisse und Anliegen ein – und die ihrer Mitmenschen. Sie lernen anderen Kulturen auf Augenhöhe zu begegnen und auch die Position des vis-à-vis einzunehmen. Sie lernen, dass Ihre Stimme in einer funktionierenden Gesellschaft wichtig ist. Und nicht zuletzt lernen sie neue Menschen kennen und schliessen Freundschaften.

Summer Camp Rebels for Peace

Was bleibt? Vielleicht ein Satz von Metin: «Wenn wir auf die Welt schauen: Es gibt noch immer offene Konflikte und Kriege. Ich finde, das Kinderdorf Pestalozzi leistet hier einen Beitrag zum Frieden. Viele Länder investieren in Militär und Macht, aber nur wenige in den Frieden. Das Summer Camp ‹Rebels for Peace› ist eine Investition in den Frieden der nächsten Generation und auch ein Signal an die Welt: Wir müssen jeden Tag dafür investieren. Nicht warten, bis etwas Schlimmes passiert, sondern jetzt aktiv handeln. Und genau das bewirkt das Summer Camp.»

Oder was die 17-jährige Svenja aus Polen den hundert anderen rebels for peace zum Abschied mit auf den Weg gab: 

«Seid wild in eurer Freundlichkeit und stur in eurem Glauben daran, dass Veränderung möglich ist. Was ihr tut, ist wichtig.»

Svenja
Summer Camp Rebels for Peace
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