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Silvia Lungu
Projekte weltweit

Wegweisender Aufenthalt im Kinderdorf

Die Moldauerin Silvia nimmt im August 2019 an einem interkulturellen Austauschprojekt im Kinderdorf teil. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, welche tiefgreifenden Auswirkungen der Aufenthalt in Trogen auf ihr zukünftiges Leben haben wird. Ein persönlicher Rückblick.

Das Kinderdorf Pestalozzi hat mein Leben tief geprägt und mich auf eine Weise geformt, die ich mir nie hätte vorstellen können. Ich, die im August 2019 an einem Interkulturellen Austausch teilgenommen hat, bin in einem Dorf im Süden Moldawiens aufgewachsen. 

Doch jetzt, nur sechs Jahre später, überschreite ich dank des Interkulturellen Austauschs die geografischen Grenzen, wenn ich an meinen Heimatort denke. Ich betrachte das Kinderdorf als den ersten Ort ausserhalb meines Dorfes, an dem ich wirklich gewachsen bin.

interkultureller Austausch

Die Erfahrungen, die ich im Kinderdorf gemacht habe, sind so tief in mir verwurzelt, dass es mir schwerfällt, sie voneinander zu trennen und aufzuzählen. Dennoch erinnere ich mich an bestimmte Aktivitäten, die mir besonders aufgefallen sind und mich beeindruckt haben. 

Das Kinderdorf hat mir die Tür zu einem der für mich wichtigsten Themen geöffnet: Identität. Dort habe ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt: «Wer bin ich?» Die Antworten, die ich gefunden habe, wurden zum Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit meiner Verantwortung für jede dieser Identitäten. 

«Durch dieses Thema wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es vielfältige Identitäten sind, die eine Gemeinschaft prägen, und diese nur durch gegenseitiges Verständnis und Respekt gedeihen kann.»

Silvia
Silvia Lungu Kinderdorf

Darüber hinaus bin ich dem Kinderdorf auf ewig dankbar, dass es mir, einem Teenager aus einem kleinen moldawischen Dorf, eines der grössten Privilegien geboten hat: die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, die anders sind als ich, und mich mit ihnen auszutauschen. 

In Trogen habe ich zum ersten Mal gelernt, dass das Leben in einer vielfältigen Gemeinschaft wie das Leben an vielen Orten gleichzeitig ist und jeder einzelne meinen Horizont erweitert. 

«Ich bin dort gewachsen, indem ich mich jeden Tag herausgefordert habe, offen für unterschiedliche Herangehensweisen an ähnliche Dinge zu sein, Mitgefühl zu zeigen und Stereotypen und diskriminierende Vorurteile abzubauen.»

Silvia
Silvia Lungu Kinderdorf

Letztendlich hat die Erfahrung im Kinderdorf meinen Wunsch geweckt, mehr zu entdecken und meiner Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Die Lektionen, die ich aus dem Kinderdorf Pestalozzi mitgenommen habe, leiten mich seitdem. 

Es war meine Neugier, die Welt zu verstehen, die mich dazu bewog, an Projekten wie der Eastern European Summer School teilzunehmen. Der Wunsch, einen Beruf auszuüben, mit dem ich mich für die Gesellschaft engagieren kann, motivierte mich zur Teilnahme an der Legal Academy in Rumänien und am Strassburger Jugendfriedenscamp. 

Und es sind meine Identitäten als Begünstigte dieser Projekte und als Freundin von Menschen aus anderen Kulturen, die mich dazu bewegen, meiner Gemeinschaft etwas zurückzugeben. 
 

Silvia Lungu

Der interkulturelle Austausch im Kinderdorf hat mich tief vom Wert der Vielfalt überzeugt, sodass ich mich für ein Stipendium der United World Colleges (UWC) beworben und es auch bekommen habe. 

Das International Baccalaureate-Diplom ist natürlich sehr attraktiv, aber ich habe das Gefühl, dass es noch etwas Greifbareres gibt als nur Wissen: die internationale Gemeinschaft und die gemeinsamen Werte und Ziele, die denen der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi sehr ähnlich sind. 

Als UWC-Schülerin engagierte ich mich in zahlreichen Freiwilligen- und Lernprojekten: Ich arbeitete mit Einwanderern in Vancouver, engagierte mich am Pearson College für die Mission des UWC, gab Nachhilfe in Geschichte, lernte die Geschichten der indigenen Bevölkerung Kanadas kennen und leistete im Sommer Freiwilligenarbeit in Moldawien.
 

Silvia Lungu

Ich bin mir bewusst, dass das Kinderdorf ein wichtiger Meilenstein auf meinem Weg war. Ich werde vielleicht nie die richtigen Worte finden, um meine Dankbarkeit auszudrücken, aber ich bin entschlossen, den Einfluss, den das Kinderdorf auf mich hatte, weiterzugeben, indem ich mich für andere engagiere.

Silvia

Nach zwei unglaublichen Jahren am Pearson College beschloss ich, mein Studium in den USA am Macalester College fortzusetzen, einer Einrichtung, die sich stark für Multikulturalismus und gemeinnützige Arbeit engagiert. Mit Unterstützung des Colleges werde ich diesen Sommer ein Praktikum im öffentlichen Sektor in Moldawien absolvieren.

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