Vom 1. bis 5. Dezember 2025 fand im Kinderdorf Pestalozzi die dritte Jugendkonferenz statt. Während fünf Tagen setzten sich 64 Jugendliche aus drei St.Galler Schulen intensiv mit demokratischer Teilhabe auseinander – unterstützt durch die Bildungsfachpersonen der Stiftung und der Pädagogischen Hochschule St.Gallen.
Im Zentrum der Jugendkonferenz stand die erfahrungsorientierte politische Bildung: In Workshops, Kommissionssitzungen und einer Sessionssimulation erarbeiteten die Teilnehmenden konkrete Gesetzesanträge zu den Themen Gleichberechtigung, mentale Gesundheit und Mobilität. Die Ergebnisse präsentierten sie abschliessend vor Vertreter*innen der Kantons- und Kommunalpolitik.
Vom Marktplatz an die Session
Zu Beginn bot der Marktplatz im Kinderdorf den Jugendlichen die Möglichkeit, mit verschiedenen Organisationen und Personen (Lisa Roth, Gemeinderatspräsidentin Trogen, Pro Natura, dem Jugendparlament SGAIAR, Caritas Schweiz oder Hanissha Soosai, UN-Jugenddelegierte der Schweiz und weitere) in Austausch zu treten. Dadurch erlebten die Schüler*innen unterschiedliche Formen des gesellschaftlichen Engagements, die erste Impulse für ihre weitere inhaltliche Arbeit gaben. In den anschliessenden Kommissionsgruppen erarbeiteten sie gemeinsam Ideen und entwickelten diese in den Kommissionssitzungen zu konkreten Gesetzesvorstössen weiter. Diese gelangten schliesslich zur Diskussion in die Session.
In der Session präsentierten die Jugendlichen ihre Anträge den Teilnehmenden der Jugendkonferenz und der Politik (Andy Benz-Schmidheiny, Bildungsrat Kanton St.Gallen und Simone Thoma, Gemeinderätin Trogen). Abschliessend und aufbauend auf diesen Vorstössen formulierten sie sogenannte «Action plans», in denen sie spezifische Massnahmen präsentierten, die sie über die Projektwoche hinaus weiterverfolgen.
«Je früher sich Jugendliche mit politischen Mechanismen befassen, desto einfacher gelingt später die Teilnahme an demokratischen Prozessen.»
Ein gestalterischer Teil der Gesellschaft werden
Die Jugendkonferenz zeigte, wie ernsthaft und differenziert sich junge Menschen mit gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen. Zitate der Teilnehmenden unterstreichen dies deutlich: «Wir mussten Argumente abwägen und Kompromisse finden – so habe ich verstanden, wie anspruchsvoll politische Entscheidungen sind», erklärte ein Elon, 16 Jahre, aus Bazenheid. Auch seitens der Politik wurde die Bedeutung des Formats hervorgehoben. So betonte Simone Thoma: «Je früher sich Jugendliche mit politischen Mechanismen befassen, desto einfacher gelingt später die Teilnahme an demokratischen Prozessen.»
Die erarbeiteten Action Plans – darunter Projekte zur Sensibilisierung für Mülltrennung in Kindergärten oder lokale Umweltaktionen – zeigen, dass politische Bildung über die Woche hinauswirkt und konkrete Initiativen anstossen kann. Die Action Plans knüpfen an das pädagogische Konzept des Lernens durch Engagement an. Ziel ist es, dass die Jugendlichen ihre Vorhaben gemeinsam mit ausserschulischen Partnern – etwa Organisationen aus der Zivilgesellschaft, sozialen Einrichtungen oder Umweltverbänden – weiterentwickeln und realen gesellschaftlichen Bedarf aufnehmen. Durch diese Zusammenarbeit entstehen Projekte mit konkretem Nutzen, beispielsweise Begegnungsanlässe, Umweltaktionen oder Unterstützungsangebote für lokale Institutionen. Die Jugendlichen erleben sich dabei als selbstwirksam und als gestaltender Teil der Gesellschaft, während gleichzeitig Engagement sichtbar und wirksam wird.
Kooperation zweier Bildungsinstitutionen
Als Gastgeberin bot die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit der Jugendkonferenz einen Rahmen, in dem junge Menschen demokratische Prozesse und demokratische Teilhabe unmittelbar erleben konnten. Die enge Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule St.Gallen erwies sich erneut als Mehrwert. Die im Rahmen der Konferenz entwickelten Aktionspläne werden im Frühjahr 2026 gemeinsam evaluiert – unter anderem anhand medienpädagogischer Radioprojekte. Damit bleibt die Wirkung der Jugendkonferenz über die Projektwoche hinaus sicht- und vorallem hörbar.